01.02.2018

Auf Rentieren und Pferden durch die Steppe – ein Monat Mongolei mit Kind

Sie reiten durch Wälder, Flüsse, vorbei an schneebedeckten Bergen und unbewohnten Hütten. Der Wind pfeift ihnen um die Nase, die Kälte zieht in die Finger. Immer wieder müssen sie anhalten um sich kurz auszuruhen. Weder Max noch Janina haben jemals auf einem Pferd gesessen oder die Mongolei zuvor bereist. Doch welch ein Abenteuer! Zwischen Nomaden, Rentieren und Herzlichkeit: Janinas Erfahrungen auf ihrer Reise durch die Mongolei mit Kind!

Unendliche Weiten – rau, ursprünglich und wunderschön!

Seit sieben Stunden sitzen wir im Sattel. Max bei einem Einheimischen vorne mit drauf und ich auf meinem eigenen Pferd. Die Anstrengung ist uns mittlerweile anzusehen. Die Gegebenheiten auf unserem Trip sind ähnlich hart wie der Sattel unter unseren Gesäßen. Doch das nehmen wir in Kauf. Denn was wir sehen ist pure Schönheit, einzigartig und unberührt. Vor allem der Moment, als wir über den nächsten Hügel reiten und vor uns die Weite entdecken: Eine Landschaft, die mich mit ihrer Einsamkeit und Stille immer wieder an Herr der Ringe erinnert. Und dann hören wir das Rufen, sehen fünf Tipi-Zelte in einer Reihe nebeneinander und die Bewohner freudig davor. Wir sind endlich da!

Zu Besuch bei den letzten Rentier-Nomaden: die Tsaaten-Familien!

Die Tsaatan-Familien sind die letzten Rentier-Nomaden in der Mongolei. Rund 400 sind noch von ihnen übrig. Abgelegen vom Rest des Landes leben sie unter niedrigsten Bedingungen hoch oben im Norden: Bei Temperaturen bis zu 40 Grad im Sommer und 50 Grad unter Null im Winter. Dennoch nehmen sie uns warm und herzlich auf, bieten uns selbst gebackenes Brot mit Käse an und räumen eine Pritsche zum Schlafen für uns frei.

Tagsüber sitzen wir zusammen um das Feuer, kochen Tee, rühren Käse. Max findet es wunderbar! Wo kann er sonst so frei sein – auf Rentieren reiten, wilde Beeren pflücken und Fische mit der Hand fangen? Sein kleiner Spielgefährte rennt mit ihm stundenlang umher. Bis wir am Abend alle zusammen in das Familienzelt krabbeln, dick eingepackt in unseren Schlafsack. Trotzdem fröstelnd, weil immer wieder Regen und Wind durch die Löcher pfeift. Trotzdem glücklich, weil diese Tage speziell sind und in einzigartiger Erinnerung bleiben. Selbst an den Ritt zurück und die dadurch insgesamt rund 14 Stunden im Sattel.

Als Vegetarier in einem Land, in dem Essen nur aus Fleisch besteht.

Die Einheimischen kümmern sich rührend um uns und wollen alles über uns erfahren. Und obwohl keiner Englisch spricht, klappt es dennoch. Wir sind, wie so oft, die Attraktion. Noch mehr, als wir uns als Vegetarier outen. In einem Land, in dem Essen nur aus Fleisch besteht. Denn Vegetarier in der Mongolei zu sein, bedeutet Abstriche zu machen. Auch wenn ein ganzer Reisebus versucht, ein Essen ohne Fleisch aufzutreiben, wird es fast immer ein Essen mit Fleisch bleiben: Suppen mit Fleisch gekocht, Soßen aus Fleisch gemacht. Reis, Joghurt, ab und zu ein bisschen Salat. Also fummeln wir die tierischen Bestandteile in mühevoller Kleinarbeit von den Tellern runter, schaffen es aber nie komplett und können damit leben. Reine Gewöhnungssache.

Genauso wie Löcher im Boden als Toilette und Flüsse als Waschmöglichkeit. Als unsere Flasche mit dem Desinfektionsmittel aufgebraucht ist, hoffen wir auf das Beste und hören auf uns verrückt zu machen. Ab und zu ein bisschen Magen-Grummeln inklusive oder das ein oder andere homöopathische Kügelchen als Reserve. Allerdings sind Max und ich mittlerweile schon so abgehärtet, dass uns gar nichts passiert. Weder in der Mongolei, noch in anderen Teilen der Welt. Klopf, klopf, klopf!

Wir tauchen in das mongolische Familienleben ein!

Reisen stellt sich hier eher kompliziert als organisiert dar und dennoch ist es nie unmöglich. Am besten mit Zug und Bus – im Letzteren reisen wir tagelang umringt von mongolischen Menschen und Musik. Das Radio auf Anschlag, unsere Mitreisenden auf Plastikstühlen und wir fragen uns: Wie viele Menschen passen noch in diesen Bus rein?

Mitten in der Nacht holt uns Zaya mit ihrer Familie vom Busbahnhof ab: eine Bekannte, einer Bekannten, einer Bekannten… Wie so oft auf unseren Trips heißt das beste Reisebüro, Mundpropaganda. Die Gäste-Jurte auf ihrem Hof, in der wir wohnen dürfen,  ist gemütlich, die „Toilette“ um die Ecke sauber und die nächste Dusche nur ein paar Straßen entfernt. Für drei Tage gehören wir zur Familie: Morgens gehen wir gemeinsam zum Markt, mittags schauen wir den Kindern beim Spielen zu und abends trinken wir den letzten Tee zusammen vor dem Eingang des Zeltes. Bis wir wieder losziehen und zwei Tage in einem alten Militärfahrzeug über Stock und Stein fahren; Tag drei auf den ziemlich ähnlich in die Jahre gekommenen Pferden über Berg und Tal.

Auf in die Mongolei – ganz spontan im Reiseplan!

Eigentlich stand die Mongolei nie auf unserem Reiseplan. Nach Hawaii, Kalifornien, Florida sollte unsere Reise stattdessen als nächstes gehen. Doch leider nicht mit einem Deutschen Kinderreisepass, denn der Online-Visa-Antrag der USA gilt nur für den biometrischen Reisepass. Eine andere Route muss her und durch Zufall wird es die Mongolei. Was für ein Glück! Denn hier erleben wir ein Land, das vom Tourismus erst entdeckt wird. Ein Land, das uns mit neugierigen Armen empfängt und uns einen Monat lang und darüber hinaus festhält.


Auf Weltreise mit ihrem Sohn Maxi hat Janina von Bärtimussmit viele Abenteuer erlebt. Diesmal ein neues – als digitale Nomadin in der Mongolei – völlig analog und ursprünglich!


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