25.07.2017

Allein mit Kind auf Reisen – und von der ganzen Welt beschützt!

Bevor Janina und ihr Sohn Max losgezogen sind, hatten sie Viele gewarnt. Allein mit Kind auf Reisen? Viel zu gefährlich! Wie viel da passieren kann. Pure Angst. Pure Unsicherheit. Und wie sie danach wussten – pure Unwissenheit. Überall trafen sie auf Menschen, die ihnen sofort helfen wollten. Einfach so, wie zum Beispiel während ihrer Zeit in der Südsee. So geht Nächstenliebe auf Tahitianisch! Von Janina erzählt.

„Ia Orana! Wo wollt ihr denn hin? Habt ihr euch verlaufen?“

Ganz im Gegenteil: Wir fühlen uns sofort heimisch, würden am liebsten bleiben, in dem kleinen Paradies Huahine, auf einer Insel im Westen von Tahiti. Doch wir müssen weiter. Es wird langsam dunkel und in sieben Stunden fährt unser Schiff zur nächsten Insel. Bis dahin wollen wir am Hafen sein und dort warten. Mitten in der Nacht. Mitten im nächsten Abenteuer. So stehen wir am Straßenrand und halten unsere Daumen raus. Eine Mitfahrgelegenheit in die richtige Richtung wäre jetzt gut. Eine Minute, ein Auto und es wird sogar noch besser:

„Klar nehmen wir euch mit. Ihr könnt auch bei uns schlafen. In der Nacht fahren wir euch dann alle zusammen zum Hafen. Und Abendessen gibt es auch noch. Auf was habt ihr denn Hunger?“

Überall Menschen, die uns sofort helfen – einfach so, aus purer Freundlichkeit.

So viel Nächstenliebe wie in den letzten Monaten auf unseren Reisen habe ich selten erlebt. Die Menschen, denen wir begegnen, sind für uns da. Passen auf uns auf und lassen uns nicht allein, wann immer es nötig ist, ganz ohne Hintergedanken. Dafür aus purer Freundlichkeit. Immer öfter werden wir unterwegs mitgenommen, immer öfter nach Hause eingeladen. Immer öfter Teil einer neuen Familie. Einfach so. Überall auf unserer Weltreise.

Allein mit Kind auf Reisen – verändert den Blick auf die Welt und auf einen selbst.

Auch vor unserer Weltreise konnten wir schnell auf Leute zugehen und uns anpassen. Mittlerweile haben wir das Ganze noch perfektioniert und auch die letzten Berührungsängste über Bord geworfen. Sobald wir irgendwo andere Menschen auf der Straße sehen, setzen wir uns einfach mit dazu. Maxi fängt an mit den Kindern zu spielen. Ich tausche mich mit den Erwachsenen aus und fühle mich dabei nie fehl am Platz. Mit großen Augen höre ich den verschiedenen Geschichten zu – und erzähle von uns. Dieser Austausch, diese sofortige Integration, in anderen Kulturen gehört sie einfach mit dazu. Und wir können so viel davon lernen. Denn auch der Umgang mit uns beiden hat sich verändert. Diese extra Portion an Nächstenliebe hat uns geprägt. Oft sitzen wir einfach nur zusammen da. Arm im Arm, schauen auf das Meer, schauen auf uns und sind mehr als glücklich und unglaublich dankbar! Die Liebe, die wir unterwegs täglich aufsaugen, macht auch vor unserem Mutter-Sohn Gespann nicht Halt. Und verdrängt ganz nebenbei auch Ängste, die sich immer wieder einschleichen. Und gleichzeitig immer schneller weiterziehen. Denn Gründe dafür gibt es keine.

16.000 Kilometer von daheim entfernt und trotzdem nie allein.

Zurück nach Huahine. Es wird wuselig in der kleinen Hütte. Denn nicht nur wir, sondern auch der Rest der ziemlich großen Familie steht mittlerweile in der Küche herum – Eltern, Onkel, Tanten, Freunde, Nachbarn. Die Kinder toben umher. Die Hühner laufen ihnen nach. Es ist laut und lebendig und so soll es auch sein. Tahitianische Musik gibt dem Ganzen noch den exotischen Feinschliff. Und die typischen Energie-Sparlampen, die hier auf jeder Terrasse hängen. Kaltes Licht trifft auf warme Atmosphäre. Die flackernden Birnen pulsieren im Takt. Immer wieder nimmt uns jemand aus der Familie in den Arm. Gibt Maxi einen Kuss auf die Haare. Zusammen sitzen wir um einen großen Tisch, mit vollen Mündern und noch volleren Herzen gucken wir uns an. Nach dem Essen werden Matratzen hin und her geschoben, verschiedene Decken auf dem Boden ausgebreitet. Egal wie, es ist genügend Platz für alle da. Die Nacht ist kurz und so kuscheln uns Maxi und ich in die Mitte von allen. Rund 16.000 Kilometer von unserem eigentlichen zu Hause entfernt fühlen wir uns geborgen und einfach nur wohl.

Nächstenliebe to go: Beim Einsteigen nimmt jemand Maxi auf den Arm.

Als der Wecker klingelt, ist die ganze Familie sofort wach und sitzt schon ein paar Minuten später mit uns zusammen im Auto. Richtung Hafen, Richtung Abschied. Feste Umarmungen, liebevolle Worte und die ein oder andere Telefonnummer von dem Rest der Verwandtschaft werden uns noch in die Hand gedrückt. Zusammen mit einer warmen Decke, und einer Tüte voll Essen und Trinken. Inzwischen ist es ist 2 Uhr in der Nacht. Wir warten zwischen Gabelstaplern und Containern, Hühnern und Holzpaletten, Kokospalmen und Bananenstauden. Vor einem großen Frachtschiff, das die verschiedenen Inseln zweimal die Woche mit Lebensmitteln versorgt. Und dabei ab und zu nach Absprache mit dem Kapitän ein paar Passagiere mitnimmt. Einheimische. Und heute auch uns. Beim Einstiegen nimmt jemand Maxi auf den Arm, hilft ihm auf das Schiff, bringt ihn an Bord.

„Habt ihr nur diese eine Decke dabei? Das wird aber kalt. Legt euch doch mit zu uns.“

Eine kleine Holzbaracke an Deck. Ein undichtes Metalldach oben drauf. Unsere Yoga-Matte auf dem Boden und wir mittendrin. Die Wellen der Südsee schütteln uns durch – aber wir brauchen uns nicht zu sorgen. Die Herzlichkeit der Mitfahrer fängt uns sicher wieder auf. Denn alleine mit Kind auf Reisen bedeutet vor allem eines: Von der ganzen Welt beschützt.


Alleine mit Kind zu reisen ist ein großes Abenteuer. Angst davor haben muss man nicht. Diese Erfahrung haben Janina und ihr Sohn Maxi von Bärtimussmit gemacht. Gerade allein mit Kind auf Reisen trifft man überall auf viele helfende Hände und so ist man anstatt „allein“ auf Reisen mittendrin im echten Leben.


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